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Spracherwerb

Spracherwerbstheorien beschreiben die psychologischen und biologischen Vorgänge sowie den physischen Verlauf des Erwerbs der Erstsprache (Muttersprache). Eine einheitliche, wissenschaftlich bewiesene Theorie des Spracherwerbs gibt es nicht, so dass bei Spracherwerb immer von Theorien ausgegangen wird. Im Folgenden wird hier vom mündlichen Spracherwerb die Rede sein. Gebärdensprache und Schriftsprache unterliegen anderen Grundlagen.

Gesichert ist, dass der mündliche Spracherwerb nur möglich ist, wenn die Sprechwerkzeuge vorhanden sind. Die Sprechwerkzeuge des Menschen sind das Atmungssystem (Lungen, Bronchien, Luftröhre, Rachen, Nase und der Kehlkopf), in dessen Zentrum zwischen Schildknorpel und Stellknorpel die Stimmlippen sitzen. Durch bewusste Vibrationen durch Luftzufuhr und mechanischen Druck geraten diese in Schwingung und verursachen Schall in Form von Tönen. Im Mund sind Zunge, Lippen, Zähne, Gaumen und Gaumensegel für die Artikulation zuständig. Das Zusammenwirken dieser Organe und deren bewusste Steuerung ist Voraussetzung für Sprache. Die Sprechwerkzeuge werden der Phonetik zugeordnet. Phonetische Strukturen lassen sich schon bei Säuglingen nachweisen. Aber für menschliche Sprache ist dies nur eine notwendige Bedingung. Weiterhin muss der Mensch gedanklich in der Lage sein, phonologische Unterschiede in der Sprache zu bilden. Phonologie beschreibt die Lautstruktur der jeweiligen Sprache. Diese unterscheidet sich zum großen Teil durch die Stellung der Zunge und der Lippen bei bestimmten Lautfolgen. So erzeugt ein geschlossener Mund, bei Stellung der Zunge gegen die Zähne, den im deutschen als „M“ bezeichneten Laut, während ein offener Mund bei Stellung der Zunge gegen die Zähne den Laut „N“ hervorruft. Nur so können sogenannte distinktive Merkmale innerhalb einer Sprache entstehen. Distinktive Beispiele sind minimale Veränderungen in der Stellung der Sprachorgane, z.B. des Mundes, die eine Wortbedeutung hervorrufen. Im gerade beschriebenen Beispiel ergibt die andere Stellung des Mundes andere Wortbedeutungen. Bei geschlossenem Mund artikulieren Menschen das Wort „Maß“ und bei geöffneten Mund das Wort „nass“. Diese und weitere durch den Sprechappart hervorgerufenen sprachlichen Unterschiede werden von der Phonologie untersucht. Kleinkinder beginnen das bewusste Sprechen eben mit diesen Umformungen des Sprechapparats und bringen bewusst erste Worte hervor. Sprache ist jedoch wesentlich komplexer. Damit das Kleinkind nicht auf seinem erreichten Niveau stehenbleibt, müssen weitere Entwicklungen stattfinden. Die einsilbigen „Worte“, nass und Maß, können nicht in allen Kontexten so verwendet werden. Maß gibt es im Deutschen nur im Bayrischen und Schwäbischen und definiert eine Maßeinheit. Zur bewussten Sprachgebrauch gehört somit die Fähigkeit, Worte zu „biegen“, oder anders gesagt, zu flektieren, z.B. aus nass, das Wort nass-er zu bilden (ein nasser Mantel). Außerdem kann aus dem Adjektiv nass, durch Anschließen der Endung -heit, ein Hauptwort gebildet werden, die „Nassheit“.
Zuletzt entwickelt sich die Fähigkeit, Worte zusammenzusetzen, z.B. Nass-zelle., dieser Vorgang wird Komposition genannt. Diese Entwicklung markiert die primitivste Form von Grammatik und wird auch von Kleinkinder als erstes erlernt. Oftmals wird diese Weiterentwicklung deutlich, wenn Kinder zwischen Männern und Frauen in Berufen unterscheiden, wie im Beispiel Polizist und Polizistin. Kurz darauf wird die Syntax der Erstsprache erlernt. Das Kind kann den Satzbau nachvollziehen und lernt einfache Sätze wie „Mama ist zurück.“, die dann später komplexer werden und z.B. „Mama ist vom Einkaufen zurück“, bis zum noch komplexeren „Mama ist vom Einkaufen aus dem Supermarkt zurück“. Ab diesem Zeitpunkt wächst auch das lexikalische Wissen rapide an, da Erklärungen leichter verstanden werden. Insofern kann von einer gleichrangigen Kommunikation von Erwachsenen und Kindern gesprochen werden, denn Kinder sind in der Lage, von sich aus intensivere Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und vor allen Dingen eigene Wünsche, Forderungen und Bedürfnisse deutlich auszusprechen.