Webvorlesung
Vorlesungen werden grundsätzlich als Frontalunterricht abgehalten. Der Dozent referiert über sein Thema, oft ergänzt durch verschiedene Medien (z.B. PowerPoint Präsentationen). Damit der Zuhörer den Inhalt auch später noch nachvollziehen kann, werden Skripte bereitgestellt und anschließend gibt es oft noch Fragerunden, die dazu dienen offene Fragen an den Vortragenden zu stellen und die Inhalte der Vorlesungen ergänzen sollen. Dieses Unterrichtsmodell ist die älteste bekannte Lernform. Schon in der Antike haben Lehrer oft den Lehrstoff doziert, wobei Sokrates beispielsweise eine Ausnahme bildete, der seine Zuhörer animierte mit ihm in den Dialog zu treten und seine Philosophischen Fragen mit ihm zu erörtern. Später, in den Universitäten des Mittealters war die Vorlesung oft einzige Lehrmethode und die Dozenten lasen oft den Stoff nur aus Lehrbüchern ab.
Die Webvorlesung ist das Äquivalent einer Präsenzvorlesung, diese wird jedoch per Video ins Internet übertragen. Obwohl auch an deutschen Universitäten Online-Vorlesungen immer beliebter sind, haben diese in den USA bereits ein breiteres Publikum erreicht. Dort haben z.B. die rechtsphilosophischen Webvorlesungen des Harvard Professor Michael Sandel, die über fünfeinhalb Millionen Aufrufe auf YouTube hatten, bevor dieser ein Buch zu seiner Vorlesung veröffentlichte und damit einen Bestseller landete.
Im Sprachlernen ist diese Lernform bislang selten anzutreffen. Sprachlernen ist ein kommunikativer Vorgang und wird Großteils durch Sprechen erworben. Doch kann auch eine Webvorlesung manchmal nützlich sein, da immer auf diese Vorlesungen zurückgegriffen werden kann und Abwesende den Lehrstoff nachholen können. Da Vorlesungen ein breites Publikum ansprechen, haben sich verschiedene Online-Plattformen wie www.online-vorlesungen.de, www.getdocued.net oder www.world-lecture-project.org darauf spezialisiert Webvorlesungen anzubieten.
Heutzutage animieren Dozenten ihre Zuhörer zur aktiven Teilnahme an den Vorlesungen. Sie möchten damit die Aufmerksamkeit erhöhen, Missverständnisse ausräumen, den Zuhörern die Möglichkeit bieten in ihren eigenen Worten zu rekapitulieren oder bringen den Dozenten durch einen kritischen Dialog mit den Teilnehmern dazu ihre eigenen Theorien zu überprüfen.
Unter diesen Bedingungen sind Webvorlesungen im Sprachunterricht ein probates Mittel für den Grammatikunterricht. Zur Aneignung grammatischer Strukturen lernt der Studierenden zunächst die Theorie, um danach in Sprech- und Schreibübungen die Theorie in die Praxis umzusetzen. Da Grammatik oft längere Ausführungen durch die Dozenten benötig, wird traditionell öfter auf Frontalunterricht zurückgegriffen. In der modernen erziehungswissenschaflichen Methodik gilt der Frontalunterricht und die Vorlesung teilweise als verpönt, doch anders in Einstiegsphasen oder theorielastigen Phasen, in denen ein geleiteter Unterricht in Form einer Vorlesung den Lerndruck vorentlastet und den Studierenden die Möglichkeit bietet, dass gelernte zu verarbeiten.