Bildungssprache
Der Begriff Bildungssprache wird heutzutage hauptsächlich in der Soziolinguistik benutzt und definiert die Besonderheiten mit denen der formale Bildungsstand einer Person in der Regel detektiert werden kann. Durch die Nutzung von Bildungssprache kann die Stellung des Subjekts in der Gesellschaft verortet werden, so dass die Sprache, wie von der marxistischen Sprachlehre propagiert auch zur sozialen Separation innerhalb einer Gruppe benutzt werden kann, indem Menschen bildungsferner Schichten von Kommunikation ausgeschlossen werden. In der Sprachpraxis findet sich bildungssprachlicher Jargon vor allem in der beruflichen Kommunikation, in bestimmten Medien, als bekannteste Beispiele sind hier die Zeitungen „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und „Zeit“ genannt und im akademischen Bereich, also vornehmlich an Universitäten. Bildungssprache kann in diversen Kommunikationskontexten (z. B. Vortrag, Referat, Aufsatz) oder im Schriftverkehr (z. B. Protokoll, Bericht oder Erörterung) auftauchen. Die jeweiligen stilistischen Richtlinien für die einzelnen Textsorten (Vortrag = Sachlichkeit, Referat = logische Gliederung, Aufsatz = angemessene Textlänge) oder Redeformen müssen bekannt sein und eingehalten werden.
Innerhalb der verschiedenen soeben genannten Ausdrucksformen offenbart sich die Bildungssprache laut dem Deutsch als Zweitsprache Experte Hans H. Reich, durch die lexikalischen und semantischen Merkmale. Der Wortschatz (lexikalische Vielfalt) ist variantenreicher und die sprachliche Bedeutung (Semantik) von Worten wird genauer erfasst. Der bildungssprachliche Sprecher benutzt also zielführende Worte, so dass der Inhalt für den Empfänger leichter verständlich ist. Diese Fähigkeit zur Differenzierung führt dazu, dass der Satzbau sehr viel komplexer ist. Im Bildungssprech finden sich alle grammatischen Strukturen wieder, die es in der jeweiligen Sprache gibt, diese Palette reicht von Relativsätzen über Passivsätzen hin zu umfänglichen Attribuierungen wie „ heutzutage hauptsächlich in der Soziolinguistik“.
Der Erwerb des bildungssprachlichen Niveaus der Muttersprachler ist das abschließende Ziel eines jeden Fremdsprachenunterricht, da nach dem Erreichen dieses Ziels die höchste Lernstufe erreicht ist und eine Kommunikation mit allen Schichten innerhalb aller Institutionen möglich ist, denn ein Heruntersetzen des eigenen Sprachcodes auf ein niedrigeres Level ist ohne weiteres möglich, um sich bei anderen Anlässen, wie im Small Talk auf der jeweiligen Sprachebene agieren zu können. Der Erwerb eines bildungssprachlichen Codes ist jedoch kein abgeschlossener Prozess, wie jeder Sprachcode ist auch Bildungssprache immer auch Ausdruck einer Epoche und kann sich inhaltlich ändern, aber auch über einen längeren Zeitraum hinweg von einer völligen anderen Sprache, manchmal sogar von einer Fremdsprache ersetzt werden. War im 19. Jahrhundert die französische Sprache noch die bevorzugte Bildungssprache, wurde sie später durch die englische Sprache ersetzt, die vorzugsweise an den Universitäten gesprochen wird, den Römern der Antike und den deutschen Denkern des 18. Jahrhunderts galt hingegen das Altgriechische als Bildungssprache.