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Die Welt in der Krise

2. Juli 2020

Covid-19 // der Kulturschock für Daheimgebliebene

Wir erkennen das eigene Land nicht wieder: Scheinbar plötzlich ist der Ausnahmezustand da. Selbst in bisher wenig getroffenen Ländern wie Frankreich und Deutschland wird Unantastbares längst angetastet – keine bisous in Paris, kein gemeinsames Angrillen in Deutschland. Das Virus hat die Macht über unseren Alltag übernommen, der Westen steht kollektiv unter Kulturschock. Hier ein Blick auf die kommunikative Lage der Nation.

Wie in einem fremden Land: Germany vs. Covid-19

Sars-CoV-2 ist immer präsenter in sämtliche Ebenen des öffentlichen und privaten Lebens eingedrungen und zeigt uns völlig verzerrte Bilder unseres gewohnten Alltags: Das einzelne Eintreten ins Geschäft, die soziale Distanz zum Kollegen bei der Arbeit im Home-Office, die leeren Regale, das Grüßen von Weitem, all die abgesagten Pläne. Die immer offensichtlicheren Bögen, die umeinander geschlagen werden, das häufige Lächeln, das die körperliche Distanz abmildert – und selbst das Lächeln wird dem Mundschutz weichen und damit den Gebrauch von Mimik auf das absolute Minimum reduzieren.

Was ist ein Kulturschock?

Ein Kulturschock ist eine Belastungsreaktion auf allzu große Fremdheit, die das Leben in einem kulturell allzu verschiedenen Alltag in jedem von uns – im einen mehr, im anderen weniger – auslöst: Stress, Gefühle des Verlustes und der Ablehnung, Verwirrung, Angst, Empörung und Ohnmachtsgefühle. Panisches Heimweh, so to speak. Mit zunehmender Vertrautheit mit Sprache und Kultur sowie zunehmender sozialer Einbindung in die Kontaktkultur legen sich die Symptome.

Vom Honeymoon in die Krise: die Phasen eines Kulturschocks 

Der Beginn ist herrlich: In der → Honeymoon-Phase erkunden wir die neue Umgebung mit Kinderaugen – so neu, so schön! Kein langer Spaß: Angesichts immer deutlicher werdender kultureller Unterschiede wird der euphorische Zustand jäh oder schleichend abgelöst von einer Phase der Desorientierung, die die eigentliche Krise der ganzen Entwicklung auslöst. Im Modell folgt jetzt eine Phase des Lernens am Unterschied zur eigenen Kultur, sowie eine Verinnerlichung des Gelernten, und irgendwann, irgendwann ist dann die → Bikulturalität erreicht.Bei einer Rückkehr in den zuvor gewohnten Alltag löst die eigene, jetzt fremd gewordene Kultur im heimkehrenden Menschen für gewöhnlich wiederum einen (unterschiedlich stark ausgeprägten) → Eigenkulturschock aus.

Deutschland zwischen Honeymoon und Desorientierung

Einige wenige scheinen sich noch in derHoneymoon-Phase zu befinden (behagliches Erfreuen an den eigenen vier Wänden, die Rückkehr von Delfin & allgemeiner Menschlichkeit), die meisten haben die Phase der Desorientierung erreicht (allen voran die Eltern). Ohne vorhandene Verhaltensvorlage stellt uns die jetzt hoffentlich folgende Phase des Lernens am Unterschied allerdings kollektiv vor eine kreative geistige Herausforderung.

Lernen am Unterschied – gern, aber von wem?

Mit Covid-19 begegnen wir keiner fremden, aber dennoch in sich funktionierenden Welt, an der wir uns orientieren könnten. Stattdessen erleben wir ein rien-vu, erhaschen einen Blick auf etwas nie zuvor Gesehenes: Wir blicken auf unsere eigene Welt in komplett fremdem Gewand (und fühlen uns verdächtig an des Kaisers neue Kleider erinnert).

Ohne bestehende alternative Kultur, an der wir uns gemeinsam orientieren könnten, ist das gelegentliche Stolpern über die eigenen pluralistisch-mediendemokratischen Füße vorprogrammiert: Persönliche Überzeugungen, dementsprechende Berichterstattung und sich unterscheidende Empfehlungen sind nicht sonderlich hilfreich, den künstlichen Verhaltenskonsens unproblematisch zu konsolidieren.

Einige Fragen des neuen Anstands

Auch deswegen ist bei jeder Begegnung, bei jedem Einkauf und bei jedem Blick auf Social Media die Anspannung zu spüren, erzeugt nicht nur von vager Angst vor Krankheit, sondern vor Allem von nicht klar definierten neuen Interimsregeln von Höflichkeit und Anstand:

Was ist zu nah und damit riskant und rücksichtslos, was ist zu weit und damit albern und paranoid? Ist es in Ordnung, sich hin und wieder zu zweit oder im kleinen Kreis zu verabreden oder zu besuchen? Bin und wirke ich hysterisch, wenn ich eine Maske trage? Rücksichtslos, wenn ich keine trage? Klopfe ich bei der Nachbarin, oder lege ich ihr einen Zettel hin? Bestelle ich bei Amazon oder beim Händler nebenan? Wie funktioniert eine Videokonferenz, wie verhalte und wirke ich währenddessen? Wann schreibt man eine E-Mail, wann ruft man an? Was trägt man im Home-Office, was beim virtuellen Dinner?

Auf diese Fragen gibt es keine festgelegten Antworten, sie befinden sich in der sozialen Aushandlung. (Da es jedoch schlecht möglich ist, abzuwarten und sich in der Zwischenzeit überhaupt nicht zu verhalten, gibt es individuelle, und damit als korrekt und inkorrekt, gut und schlecht bewertete Lösungen.)

Die kommunikativen Gegenmittel: digitale + verbale Kompetenz

Die Symptome eines klassischen Kulturschocks legen sich mit wachsender Vertrautheit mit lokaler Kultur und Sprache, außerdem mit zunehmender sozialer Einbindung. Nicht anders hier. Bloß, dass die lokale Kultur zwar nicht von Grund auf neu erfunden, aber doch angepasst werden muss. Was gestärkt werden muss, sind schließlich Kompetenzen, die wir bereits besitzen. Besonders digitale und verbale Kompetenz laufen momentan etwa der körpersprachlichen Äußerung den kommunikativen Rang ab; soziale Einbindung machen sie überhaupt erst möglich. In kommunikativer Hinsicht wirkt Covid-19 tatsächlich als Katalysator der bisher etwas schleppend verlaufenden Digitalisierung.

Fazit: Sprachunterricht Online – wir helfen gern. 

Unter den gegebenen Bedingungen sind auch Nicht-Digital Natives angehalten, ihre digitalen und verbalen Kompetenzen zusammenzusuchen und sich der neuen kommunikativen Situation zu stellen. Was denken Sie – sollte man sie darin nicht unterstützen?

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