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Phonetiktraining

22. August 2019

Im (Berufs-)leben überzeugen

Wozu brauche ich Phonetiktraining?

Phonetik ist die Wissenschaft der sprachlichen Laute. Sie befasst sich mit ihrer Art, Erzeugung und ihrer Verwendung in der Kommunikation. Phonetiktraining dient daher der richtigen Aussprache in der Zielsprache. Eine richtige, vor allem aber eine verständliche Aussprache ist insbesondere im beruflichen, aber auch im privaten Leben unabdingbar. Gerade im Berufsleben entscheidet eine sichere Aussprache darüber, wie man wahrgenommen wird und was man erreichen kann. Studien belegen, dass Menschen von einer sicheren Artikulation und Aussprache auf Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit schließen. Besonders wichtig wird dies im Kundenkontakt oder auch bei Präsentationen und Verhandlungen. Eine korrekte Aussprache wirkt professionell und nicht zuletzt überzeugend. Wie aber lernt man die Aussprache einzelner Laute und Lautkombinationen am besten?

Was lerne ich beim Phonetiktraining?

Beim Phonetiktraining wird zunächst analysiert, welche Laute dem Betroffenen Schwierigkeiten bereiten. Sind die Laute erst einmal identifiziert, kann die richtige Aussprache langsam geübt werden – Schritt für Schritt. Auch Länge und Tonhöhe von Wortsilben werden definiert und eintrainiert (Prosodie). Lautbildung, Akzentuierung, Intonation und Rhythmus sind schließlich eng miteinander verknüpft. Der Betroffene lernt, was während des Sprechens in Mund und Körper passiert, wie er seine Stimme einsetzen kann und welche Rolle die Atmung dabei spielt. Es ist faszinierend zu sehen, welche Muskeln an der Lautbildung beteiligt sind, was Zunge, Lippen, Zähne und Kiefer beim Sprechen machen und wie man die Sprechmuskulatur – ähnlich wie größere Muskeln beim Sport – durch regelmäßiges Training stärken und sensibilisieren kann.

Was sind die Prämissen des Phonetiktrainings?

Die Prämissen des Phonetiktrainings lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Hören und sprechen: Schon als Kinder lernen wir, die Laute unserer Muttersprache beim Hören zu unterscheiden. Die Voraussetzung für die richtige Aussprache in der Zweitsprache ist die Fähigkeit, diese Hörmuster neu zu entwickeln. Aber nur Laute und Intonationen, die auch richtig gehört werden, können auch richtig ausgesprochen werden. Hören und Sprechen werden daher immer zusammen geübt.
  • Mit allen Sinnen: Sprache ist eng mit unserem Körper und unserer Körperwahrnehmung verknüpft. Daher nutzen Sprachtrainer oft den ganzen Körper, um neue Laute zu entdecken, Wortrhythmen zu verinnerlichen und Sprechmelodien zu lernen. Mit Hilfe bestimmter Bewegungen lassen sich die Sprechwerkzeuge oft noch besser erforschen und trainieren. Auch visuelle Mittel können bisweilen sehr hilfreich sein.
  • „Übung macht den Meister“: Das Trainieren der Aussprache ist vergleichbar mit dem Erlernen einer Sportart oder eines Musikinstruments. Man muss regelmäßig üben, sehr viel Geduld haben und darf sich von Misserfolgen nicht demotivieren lassen. Irgendwann ist die richtige Aussprache, ähnlich wie der Tritt beim Karate oder die Fingerfertigkeit beim Gitarrespielen, ein automatisierter Prozess.

Wo liegen die Herausforderungen in der deutschen Sprache?

Vielen DaZ-Lernen fällt es wesentlich leichter, auf Deutsch zu schreiben als Deutsch zu sprechen. Laut Sprachwissenschaftlerin und Sprecherzieherin Lisa Gröbel hängt dies vor allem damit zusammen, dass die Länge der Vokabeln im Deutschen sehr entscheidend ist. Die deutsche Sprache ist relativ reich an Vokabeln. Auch die Wortbetonung ist oftmals sehr spezifisch und kann daher Missverständnisse erzeugen. Den Unterschied zwischen „Lamm“ und „lahm“ muss sich ein Nicht-Muttersprachler erst einmal erschließen. Aber nicht nur die Vokale, sondern auch die Konsonanten P, T und K stellen eine Stolperfalle dar. Für die richtige Aussprache ist es wichtig, dass diese besonders deutlich und mit viel Druck ausgesprochen werden. Sonst wird das Gesagte schnell unverständlich.

Für uns mag es selbstverständlich erscheinen, aber ein Nicht-Muttersprachler musst erst einmal nachvollziehen, dass die stimmhaften Konsonanten B, D und G am Silben- bzw. Wortende stimmlos, also wie P, T und K ausgesprochen werden, z. B. lieb = „liep“; Wald = „Walt“; genug = „genuk“ (Auslautverhärtung). Viele DaZ-Lernende sind damit überfordert, dass im Deutschen die Lippen sehr aktiv sind und der Mund häufig sehr weit geöffnet werden muss.  Die Realisierung der Silben erfordert oft relativ viel Spannung und unbetonte Silben werden im Vergleich dazu eher „locker“ gebildet. Dies verleiht dem Deutschen seinen besonderen Klang. Russisch und Französisch klingen in den Ohren der meisten z. B. deutlich melodischer.

Warum wird die Aussprache im DaZ-Unterricht immer noch so häufig vernachlässigt?

Viele DaZ-Lehrer behaupten, dass dafür keine Zeit wäre. Der Schwerpunkt des Unterrichts liege vielmehr auf Wortschatz und Grammatik. Ausspracheübungen werden – auch in den Lehrwerken – eher beiläufig behandelt. Meist wissen die Lehrpersonen selbst nicht genug darüber, um das nötige Know-how weiterzugeben. Dies ist laut Gröbel vor allem deshalb sehr schade, weil sie Sprache als Teil Identität betrachtet. Die richtige Aussprache im Deutschen erfordert nicht selten, dass markante Merkmale der Muttersprache, wie etwa das rollende R im Russischen oder auch das scharfe S im Englischen, aufgegeben werden.

Mit der neuen Aussprache geht eine neue sprachliche Identität einher, die mit jedem neuen Wort spürbar wird. Und das wortwörtlich – denn auch die körperlichen Prozesse während des Sprechens ändern sich. Das Grundgefühl beim Sprechen ist ein völlig anderes als in der Muttersprache. Und selbst die Stimme bekommt des Öfteren einen völlig neuen Klang. Sprechen ist etwas Persönliches und die eigene Identität ist unmittelbar daran geknüpft. Wenn sich ein Nicht-Muttersprachler unter den Deutschen also ein bisschen wohler fühlen soll, wäre dies durchaus ein Grund, den DaZ-Unterricht ein Stück weit kommunikativer zu gestalten.

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