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Die eierlegende Wollmilchsau

10. Juli 2018

Interview mit einem Sprachdozenten

Interviewer: Schön, dass Sie Zeit für uns gefunden haben! Haben Sie heute gar keine Schüler?

Sprachdozent: Nein, ich habe das Privileg, mir die Arbeitsstunden frei einteilen zu können. Freitags habe ich nie Schüler – da sitze ich immer im Home Office und schreibe.

Interviewer: Sie schreiben?

Sprachdozent: Ja, ich bin Kinderbuchautor. Ein kleines Hobby von mir. Und ein netter Ausgleich zur Erwachsenenbildung.

Interviewer: Wie darf ich das verstehen? Sind Erwachsene etwa anstrengender als Kinder?

Sprachdozent: Nein, das nicht. [lacht] Aber es ist schön, sich ab und zu noch mit der kindlichen Neugier und Unvoreingenommenheit auseinanderzusetzen. Es kommt nicht selten vor, dass ich im Zuge einer Buchkonzeption die Kinder meiner Schwester interviewe.

Interviewer: Sie scheinen ein gutes Gespür für unterschiedliche Zielgruppen zu haben.

Sprachdozent: Ja, das sollte jeder Sprachdozent haben bzw. jeder Dozent. Man hat ständig mit unterschiedlichen Charakteren, Altersgruppen und Interessengruppen zu tun. Und darauf muss man sich einstellen können.

Interviewer: Und wie machen Sie das im Sprachunterricht? Welche Sprachen unterrichten Sie?

Sprachdozent: Ich unterrichte DAF, Englisch und Französisch.

Interviewer: DAF?

Sprachdozent: Ja, Deutsch als Fremdsprache.

Interviewer: Sind Sie Muttersprachler?

Sprachdozent: Ja, mein Vater ist Deutscher und meine Mutter ist Französin.

Interviewer: Das ist ja spannend. Und Englisch haben Sie studiert?

Sprachdozent: Genau, Englisch und Deutsch als Fremdsprache.

Interviewer: Und wie machen Sie das jetzt genau im Unterricht? Haben Sie bestimmte Methoden, die Sie bevorzugen? Wo holen Sie sich Ihre Inspiration?

Sprachdozent: Naja, bevor der Unterricht losgehen kann, führe ich eine Art Vorgespräch mit den Schülern. Am Ende des Gespräches weiß ich ganz genau, was der Schüler bereits kann, was er lernen möchte und wie er es lernen möchte.

Interviewer: Wie der Schüler die Sprache lernen möchte? Geben Sie das denn nicht vor?

Sprachdozent: Nein! Ich möchte, dass meine Schüler etwas lernen. Und das können sie nur, wenn sie Spaß beim Lernen haben. „Spaß“ bedeutet aber für jeden etwas anderes…

Interviewer: Aber Sie können es doch nicht allen rechtmachen, oder?

Sprachdozent: Jein. Meine Frau bezeichnet mich charmanter Weise des Öfteren gerne mal als „eierlegende Wollmilchsau“. Im Moment habe ich sieben Schüler, die ich wöchentlich teilweise bis zu zweimal unterrichte. Unsere Sprachschule bietet zwar Inhouse-Schulungen an. Aber „inhouse“ ist nun einmal nicht gleich „inhouse“. Montags gehe ich immer mit Simona in unser Lieblingsrestaurant, um dort 1.5 Stunden Französisch mit ihr zu üben. Simona ist eine alleinerziehende Mutter, die sich während ihres Frankreichurlaubs in einen jungen Franzosen verliebt hat. Jetzt möchte sie ihm fehlerfreie Textnachrichten schreiben können. Ans Telefon traut sie sich noch nicht…

Interviewer: Wow! Das klingt sehr interessant. Aber kann sich Simona in dem Restaurant überhaupt konzentrieren?

Sprachdozent: Oh, ja! Und das viel besser als in dem Co-Working-Space, in dem wir einen Meetingraum angemietet hatten.

Interviewer: Was meinen Sie, woran das liegt?

Sprachdozent: Nun ja, das Französischrestaurant haben wir uns ganz bewusst ausgesucht. Austern, Coq au Vin und guten Wein würden wir auch in jedem anderen französischen Restaurant bekommen. Aber bei dem charmanten Interieur des Grand Chien* haben wir jedes Mal das Gefühl, ins Frankreich des 14. oder 15. Jahrhunderts zurückzureisen. Das antike Mobiliar im Stil Francois I & Henri II lässt uns manchmal beinahe vergessen, dass wir eigentlich in Düsseldorf sind. Naja, und „inmitten der französischen Hochrenaissance“ lernt Simona neben dem Savoir-faire der französischen Sprache vor allem auch etwas über die französische Kultur – und das hautnah.

Interviewer: Das ist ja großartig! So würde ich auch gerne arbeiten.

Sprachdozent: [lacht] Sprechen Sie zufällig Russisch oder Mandarin? Wir suchen derzeit wieder Dozenten…

*Der Name wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.

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