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„Schlaue Mienen“

7. Mai 2018

Warum unsere Gesichter nicht nur für uns sprechen, sondern auch noch für uns denken können…

Wir kommunizieren öfter mit unseren Mitmenschen als uns bewusst oder vielleicht sogar lieb ist. Selbst wenn wir schweigen, können andere oftmals wahrnehmen, was wir denken und fühlen. Wenn wir z. B. versuchen, unserem Chef ein falsches Lächeln vorzutäuschen – quasi „die gute Miene zum bösen Spiel zu machen“ – fällt es diesem in der Regel nicht schwer, dieses als übles Schauspiel zu enttarnen. Ein falsches Lächeln ist nämlich oft daran zu erkennen, dass hierfür bloß die Mundwinkel nach oben gezogen werden, während Wange und Augen – anders als bei einem echten Lächeln – keine Reaktion zeigen.

„Einer der seltsamsten Zustände ist das dunkle und unvollkommene Bewusstsein, das wir von der Form und dem Ausdruck unseres eigenen Gesichts haben.“ (Christian Morgenstern, 1871-1914)

Ein Naserümpfen, Zucken oder Augenblinzeln hat schon die „besten“ Lügner enttarnt. Heißt das nun, dass wir unsere wahren Gedanken und Gefühle gar nicht mehr verbergen können? Der US-amerikanische Psychologe Paul Ekman hat Zeitlupenaufnahmen von Menschen gemacht, die er interviewte. Währenddessen kam er den so genannten Mikromimiken auf die Schliche. Hierbei handelt es sich um Gesichtsausdrücke, die nur für den Bruchteil einer Sekunde im Gesicht eines Menschen zu erkennen sind. Dies kann etwa das Flattern eines Augenlides sein oder auch das vorübergehende Senken der Mundwinkel. Eines haben diese Gesichtsbewegungen gemein: Sie sind nicht kontrollierbar und in der Regel auch nicht mit dem bloßen Auge zu erkennen.

Kein ungeschultes Auge ist dazu in der Lage, die oftmals nur eine Zwanzigstel-Sekunde andauernden Mimiken wahrzunehmen. Dies erfordert entweder sehr viel Übung oder eine Videokamera. Einige wenige Ausnahmetalente, so genannte Truth Wizards, haben jedoch die Fähigkeit, diese minimalen Gesichtsbewegungen unterbewusst wahrzunehmen und dadurch intuitiv korrekt zu interpretieren. Diese „Experten der nonverbalen Kommunikation“ sind insbesondere bei der Polizei und bei Geheimdiensten heiß begehrt. Allerdings fand Ekman unter 15.000 getesteten Personen gerade einmal 50 Personen, die diese Gabe aufwiesen.

Dass nicht nur die Mimik anderer darüber entscheidet, wie wir Äußerungen deuten, beweist eine Studie des Technologieinstituts in Massachusetts: 75 Probanden sollten sich künstlich erzeugte Variationen der englischen Begriffe had (dt. hatte) und head (dt. Kopf) anhören. Gleichzeitig waren Fäden an den Mundwinkeln der Probanden befestigt, die mit Hilfe eines Roboters nach oben, nach unten oder auch nach hinten gezogen werden konnten. Wenn man das Wort head richtig ausspricht, bewegen sich die Mundwinkel automatisch leicht nach oben. Bei der Aussprache von had bleibt der Mund eher rund.

Wenn der Roboter nun aber die Mundwinkel der Probanden nach oben zog, interpretierten die Probanden die Worte häufiger als head. Zog der Roboter die Fäden nach unten, deuteten sie die vorgespielten Worte eher als had. Keine Reaktion zeigte sich hingegen, wenn die Mundwinkel der Probanden nach hinten gezogen wurden. Eine weitere signifikante Beobachtung war, dass der Mundwinkel nur dann Einfluss auf die Interpretation der Wörter hatte, wenn die Manipulation des Mundwinkels genauso lange anhielt wie das Abspielen des jeweiligen Wortes.

„Jedes Mal, wenn Sie sich 60 Sekunden lang zwingen, den Mund zum Grinsen zu verziehen, denkt Ihr Körper, es ginge Ihnen gut…“ (Vera F. Birkenbihl, 1946-2011)

Die Erklärung: Beim Sprechen sendet unser Gehirn Befehle an unseren Sprechapparat und die gesamte Gesichtsmuskulatur. Umgekehrt senden Sensoren in der Gesichtshaut dem Gehirn zurück, welche Prozesse gerade im Gesicht aktiv sind. Diese sensorischen Informationen, die die Gesichtshaut an unser Gehirn sendet, werden insofern verarbeitet, als unser Gehirn – entsprechend unseres Gesichtsausdrucks und den damit einhergehenden Signalen – Worte unterschiedlich wahrnimmt und deutet. Kurz gesagt: Unser Gesichtsausdruck beeinflusst unmittelbar, wie wir verstehen, was andere sagen. Die Studie belegt u. a., dass die Steuerung des Sprechapparates in denselben Hirnarealen gesteuert wird wie das Hören und Verstehen von Sprache.

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