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Rettet die Schreibschrift

10. Dezember 2017

Kulturgut statt „Schreibstottern“

Beschriften Sie Ihre Weihnachtskarten in diesem Jahr eigentlich händisch oder gehören Sie zu den Digital Natives und Immigrants, die alles nur noch mit dem Computer erstellen und versenden? Und wenn Sie zur „Oldschool“ gehören – wie sieht dann Ihre Schönschrift aus? Wissen Sie noch, wo Ihre Grundschullehrerin die hübschen Bögen und Schleifen im großen S eingebaut hat? Und was ist mit dem großen G?

Immer mehr Grundschulen streichen die Schreibschrift von ihrem Lehrplan. Statt der hübschen Verzierungen und der vielen Schleifen und Bögen, die unsere Schreibschrift so kunstvoll machen, lernen die Grundschüler nun die einfache Grundschrift. In einer Unterschriftenaktion fordern deshalb mehr als 17.200 Aktivisten und Unterstützer nun die Rettung der Schreibschrift.

Die Schreibschrift-Aktivisten appellieren an die Kultusminister: Martin Luther habe mit seiner Bibelübersetzung die Grundlage für eine einheitliche deutsche Schriftsprache geschaffen. Die deutsche Sprache werde durch Anglizismen und „Genderei“ bereits genug unter Mitleidenschaft gezogen. Die Kultusminister sollten dafür Sorge tragen, dass die Grundschüler bundesweit wieder lernen, in Schreibschrift zu schreiben. In einer Unterschriftensammelaktion sammelten die Aktivisten, u. a. auf der Leipziger Buchmesse, mehr als 17.000 Unterschriften, die sie an die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Susanne Eisenmann, übergaben.

Eisenmann nahm die Petition – abgeheftet in sieben großen Ordnern – vor dem Stuttgarter Landtag freudig entgegen. Die Initiatoren der Aktion Rettet die Schreibschrift sind neben der Zeitung Deutsche Sprachwelt die Aktion Deutsche Sprache (ADS) und die Neue Fruchtbringende Gesellschaft (NFG). Eisenmann zeigte sich gewillt, die Abschaffung des Schreibschriftunterrichts in ihrem Bundesland zu verbieten.

Das „Aussterben“ der Schreibschrift hat bereits vor Jahren in den deutschen Grundschulen begonnen. In Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Thüringen hat sie bereits ihren obligatorischen Charakter verloren und wird bis dato daher auch nicht in den Lehrplänen berücksichtigt. Die Grundschulen haben auf „Grundschrift“ umgestellt und bringen den Schülern nur noch das Schreiben in Druckbuchstaben bei.

Die Grundschrift ist allerdings noch sehr umstritten. In Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Schleswig-Holstein gilt Schreibschrift als Kulturgut. Man dürfe Kinder nicht zu „Schreibstotterern“ ausbilden. Schreibschrift helfe Schülern, Rechtschreibfehler schneller zu erkennen bzw. diese von vornherein zu vermeiden. Auch Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern zeigen den Willen, den Schreibschriftunterricht in deutschen Grundschulen wieder stärker zu gewichten.

Schreibschrift hat einen besonders hohen Wiedererkennungswert in Bezug auf ihren Schöpfer. Sie fungiert beinahe wie ein „höchstpersönlicher Stempel“, den der Schreiber auf dem Blatt Papier hinterlässt. Experten können sogar differenzieren, in welchem psychologischen Zustand sich der Schreiber zum Zeitpunkt des Schreibens befunden hat. Wenn Sie Ihren Lieben also vor allem Besinnlichkeit, Glück und einen schwungvollen Jahreswechsel wünschen wollen, sollten Sie vielleicht doch noch einmal zum Stift greifen und schauen, was von Ihrer „Schönschrift“ eigentlich noch so übrig geblieben ist.

In diesem Sinne: Ein fröhliches Weihnachtsfest!

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