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Lesekompetenz

27. Dezember 2016

Verstehen Sie eigentlich immer gleich, was Sie lesen?

„Der Mullah, ein Prediger, kam in einen Saal, um zu sprechen. Der Saal war leer, bis auf einen jungen Stallmeister, der in der ersten Reihe saß. Der Mullah überlegte sich, „Soll ich sprechen oder nicht?“ Der Stallmeister antwortete, „Herr, ich bin ein einfacher Mann, davon verstehe ich nichts. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde weggelaufen sind und nur ein einziges dageblieben ist, werde ich es trotzdem füttern.“ Der Mullah nahm sich das zu Herzen und begann seine Predigt. Er sprach über zwei Stunden lang. Danach fühlte er sich sehr erleichtert und glücklich und wollte durch den Zuhörer bestätigt wissen, wie gut seine Rede war. Er fragte, „Wie hat dir die Predigt gefallen?“ Der Stallmeister antwortete, „Ich habe bereits gesagt, dass ich ein einfacher Mann bin und von so etwas nicht viel verstehe. Aber wenn ich in einen Stall komme und sehe, dass alle Pferde außer einem weggelaufen sind, werde ich es trotzdem füttern. Ich würde ihm aber nicht das ganze Futter geben, das für alle Pferde gedacht war.“ (Peseschkian, 1979, S. 133)

Was versucht der Stallmeister dem Prediger mit dem abschließenden Vergleich zu sagen?

a. Der Wissensdurst des Einzelnen ist genau so wichtig wie der einer ganzen Gruppe.
b. Bildung muss nicht auf den Einzelnen zugeschnitten sein, der Einzelne sollte sich auf das vorhandene Bildungsangebot einstellen.
c. Bildung ist effektiver, wenn sie auf den Einzelnen zugeschnitten ist.

Ist Ihnen die Beantwortung der Frage leicht gefallen? Konnten Sie die Frage direkt beantworten oder mussten Sie den Text noch einmal kurz überfliegen? Welche Kompetenzen wurden Ihnen abverlangt, während Sie versucht haben, sich den Sinn zu erschließen? Das Vokabular ist recht simpel. Warum war es für Sie eventuell trotzdem relativ schwer, auf Anhieb den tieferen Sinn des Textes zu erfassen? Sie finden die Auflösung am Ende des Artikels.

PIAAC (Programme for the International Assessment of Adult Competencies), dem ersten „PISA-Test“ für Erwachsene, zufolge liest jeder sechste deutsche Erwachsene etwa so gut wie ein Zehnjähriger. Neben anderen Schlüssel-Kompetenzen, wie etwa Rechnen oder Problemlösen, wurde auch die Lesekompetenz von Erwachsenen im Alter von 16 bis 65 Jahren getestet.

Lesekompetenz setzt sich aus den Fertigkeiten Verstehen, Interpretieren und Bewerten von Texten zusammen. Im internationalen Ländervergleich landeten die Deutschen lediglich auf dem 18. Platz und lagen damit deutlich unter dem OECD-Durchschnitt. 17,5 Prozent der deutschen Erwachsenen ist maximal in der Lage, kurze Texte mit einfachem Vokabular zu lesen und kann diesen Texten auch nur sehr begrenzt Informationen entnehmen (vgl. OECD, 2013)

Wie kann man diesem ernüchternden Ergebnis nun entgegenwirken?

Wie jede andere bildungsbezogene Kompetenz ist auch die Lesekompetenz das Ergebnis eines mehr oder weniger effektiven Lernprozesses. Eine Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2015 bestätigt, dass insbesondere die Individualisierung von Lernprozessen den Lernfortschritt erwachsener Lerner positiv beeinflusst. (vgl. European Commission, 2015)

Moderne Lehrkonzepte, insbesondere auch im Bereich der sprachlichen Bildung, zu denen auch der Erwerb der Lesekompetenz gehört, sind daher zunehmend darauf ausgerichtet, das Lehrangebot möglichst flexibel zu gestalten und individuell an die Lerner anzupassen.

Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch oder auch Russisch – es ist besonders wichtig, dass der Lernstoff auf den Lerntyp, die Lerngeschwindigkeit und auch auf die Defizite des Lerners zugeschnitten wird. Defizite im Leseverstehen können auf die Weise deutlich schneller abgebaut werden als mit standardisierten Pauschal-Lehrangeboten.

Sprachschulen haben diesen Trend längst erfasst und eine Antwort darauf gefunden:

  • kleine Gruppen-Kurse
  • Einzel-Coachings
  • Inhouse-Schulungen

Welche Vorteile haben diese Angebote für den Sprachlerner?

  • Lernziele individuell bestimmen
  • Lernmethoden mitbestimmen
  • Lernmaterialien individuell gestalten
  • Defizite individuell aufarbeiten
  • Rückfragen stellen, bis der Mund fusselig wird
  • Spaß beim Lernen

Das bedeutet: Sprachen lernen – wie man will, womit man will, so schnell, wie man will und wo man will.

Dann läuft’s mit dem Lesen hoffentlich auch bald etwas besser! 😉

Die Antworten a und c sind richtig.

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