Sprachlehrer aus Wuppertal sitzt mit Sprachschülern am Tisch der Sprachschule Wuppertal.
kreativ.kommunikativ – wie stark!
Ihr Partner für Unternehmensschulungen

Deutsch Lernen und Deutsch Arbeiten – Zwei verschiedene Paar Schuhe

28. August 2015

Ein Erfahrungsbericht:

Im März 2015 bot mir eine renommierte deutsche Baufirma an, Projektleiter beim Bau eines Einkaufszentrums in Mailand zu werden. Zur Einarbeitung verbrachte ich drei Monate als Trainee beim Hauptsitz des Unternehmens in Düsseldorf, um die Arbeitsstrukturen kennenzulernen.

Da ich Deutsch in der Schule hatte, ein Jahr in Salzburg gelebt hatte, gebürtiger Mailänder bin und längere Zeit im Baugewerbe gearbeitet hatte, wurde ich nach einem langen Einstellungsprozess tatsächlich für diese Aufgabe ausgewählt. Ich würde von mir behaupten, dass ich gute Grundkenntnisse der Sprache hatte. Doch deutsche Arbeitswelt und deutsche Sprache, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Ich wusste bereits, dass Termine punktgenau eingehalten werden müssen und dass oft ein direkter Ton herrscht. Wir Norditaliener unterscheiden uns da nicht so sehr von den Deutschen. Mich in die Arbeitsprozesse einzufinden, gelang mir im Großen und Ganzen auch ganz gut. Aber trotz meiner guten Kenntnisse der Materie und meinen guten Deutschfähigkeiten kam ich mir in Teamsitzungen hilflos vor. Die Fachtermini bereiteten mir Schwierigkeiten, aber diese konnte ich durch Online-Übersetzer schnell nachschlagen. Es waren eher Redewendungen und Bedeutungsunterschiede zwischen Alltagssprache und Geschäftssprache, die mir Schwierigkeiten bereiteten.

Dass es auch in Deutschland eine starke Bürokratie gibt – jedoch immer noch harmloser als die italienische – war mir nicht bewusst. Zwar sind die Abläufe in Deutschland unbürokratischer und ein kleiner Antrag braucht nicht direkt drei Monate Bearbeitungszeit, doch die Sprache ist sehr viel komplizierter. In den ersten Wochen meines Deutschlandaufenthalts habe ich deswegen schnell erfahren müssen, dass „Arbeitsdeutsch“ nur bedingt etwas mit dem „Alltagsdeutsch“ gemeinsam hat. „Müssen“, „Sollen“, „Dürfen“, „Können“. Verben, die ich im Alltag gut unterscheiden konnte, wurden in der Juristensprache auf einmal anders interpretiert. Warum ist „Sollen“ für deutsche Verwaltungen das gleiche wie „Müssen“? Eine deutsche Juristenmacke, die ich bis heute nicht verstanden habe, aber den Umstand akzeptiert habe. Uns Italienern bereitet diese Unterscheidung sowieso große Schwierigkeiten, da wir solche Unterschiede mit umschreibenden Adjektiven ausdrücken und nicht mit dem Verb.

Eines Tages musste ich eine „Anfrage“ an die hiesige Stadtverwaltung (Düsseldorf) richten. Das deutsche Arbeitnehmerrecht, die deutschen Gesetze und Gerichtsbarkeit kannte ich nicht und bin vor monströsen Wortverbindungen wie die „Verordnung über den Bau und Betrieb von Beherbergungsstätten“ zusammengezuckt. Da ich immer mehr Verantwortung übernahm, konnte ich meine Probleme in diesem Bereich nicht mehr überspielen. So entschloss ich mich Unterrichtsstunden zu nehmen. Der Lehrer der Sprachschule Stark absolvierte zunächst mit mir einen Einstufungstest und hielt mit mir ein Vorgespräch über meine Unterrichtsziele. Wir einigten uns auf eine Mischung aus Gesprächsübungen, grammatikalischen Übungen und Texterstellung. Mir war sehr wichtig, dass die Inhalte meinen Arbeitsalltag widerspiegeln. So haben wir uns darauf geeinigt, dass wir auch Juristen- und Journalistendeutsch im Unterricht besprechen, da ich auch die Zeitungsartikel über das Projekt richtig verstehen wollte.

Der Test ergab, dass ich auf einem B2 (fortgeschrittenes Niveau) stand. In den Unterrichtsstunden besprachen wir zunächst meine jeweiligen Sprachprobleme, um dann, dank der flexiblen Arbeitsweise, die jeweiligen Probleme anzugehen. Am Anfang bereitete mir, der vom Arbeitgeber verlangte, tägliche schriftliche Arbeitsbericht Schwierigkeiten. Oft saß ich stundenlang an dem kurzen Text. Ich lenkte mich lieber ab oder musste, wenn ich dann am Text saß, viele Worte nachschlagen. In Zusammenarbeit mit meinem Sprachlehrer gelang mir dies natürlich sehr viel besser und ich konnte mir einige Redewendungen merken, die mir das Formulieren der Texte erleichterten. Am Ende des zweimonatigen Unterrichts konnte ich bereits komplett eigenständige Texte formulieren, die nur noch einer Korrektur bedurften.

Mein Standing in der Firma verbesserte sich schlagartig. Unser Unterrichtstermin war vor Arbeitsbeginn und so halfen mir die Stunden, mich „einzusprechen“. Am Ende der Unterrichtszeit sollte ich einen Vortrag vor der Abteilung halten und wir besprachen minutiös den Ablauf und die Inhalte. Der Dozent der Sprachschule Stark half mir bei der Aussprache und beim Einlernen. Der Vortrag wurde ein Erfolg und der Grundstein für meine weitere Karriere in der Firma. Ich möchte mich auch nochmal bei Herrn Stark und seinen Mitarbeitern bedanken, die mir den Kontakt leicht machten und mich auf meinem Weg unterstützten.

Übersetzt aus dem Italienischen

Kategorisiert in: