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Eine Sprache, eine Sprachschule und ein bisschen Völkerverständigung

24. April 2015

„Wohlan, lasset uns hinabsteigen, und dort verwirren (wə-nāvlāh) ihre Sprache, daß sie nicht verstehen Einer die Sprache des Andern. (Gen 11,7)“

Die Geschichte vom Turmbau zu Babel ist eine der bekanntesten Erzählungen in der Bibel. Sie handelt vom menschlichen Erfindungsreichtum und Fortschrittwillen, der Angst eines sich dadurch bedroht fühlenden Gottes und vom Scheitern eines gemeinsamen von Menschen geplanten und durchgeführten Projekts. Die Sage endet mit der Zerstörung des Turms und mit der Bestrafung der Menschen. Sie sollen sich nie wieder zusammenschließen und so beschließt der Gott, dass die Menschen sich nicht mehr verständigen sollen und bringt die Sprachverwirrung auf die Erde.

Der Mythos sollte den Gläubigen als Erklärung für die verschiedenen Sprachen und Kulturen auf der Welt dienen und stellt diese Unterschiede als gottgewollte Gegebenheiten dar. Der Text sagt aber auch implizit, dass die Menschheit zu irgendeinem frühen Zeitpunkt ihrer Geschichte eine Sprache gesprochen hat. Auch Sprachforscher gehen seit längerem davon aus, dass die ersten Menschen eine gemeinsame Sprache hatten. Sie führen aber viel irdischere Gründe dafür an, denn die erste Gruppe der Spezies dürfte nur klein gewesen sein und muss die nötigen Sprachapparate im Laufe der Evolution entwickelt haben.

Vor mehr als 50.000 Jahren oder früher, so die Schätzung der Sprachwissenschaftler, muss sich irgendwo in Afrikas Savannen zwischen Südsudan und Malawi, die erste Sprache entwickelt haben. Aus dieser haben sich alle anderen Sprachen entwickelt. In der Fachliteratur wird diese Sprache Proto-Welt-Sprache genannt. Wissenschaftlich lässt sich diese Sprache nicht mehr rekonstruieren, aber auf der Erde haben sich zu irgendeinem Zeitpunkt verschiedene Sprachen, die heute schon ausgestorben sind, aus einer Ursprache entwickelt.

Heute gibt es über 6000 Sprachen weltweit und allein auf den südpazifischen Inseln, deren Bewohner 1% der Weltbevölkerung ausmachen, können 20% aller Sprachen der Erde ausgemacht werden. http://user.phil-fak.uni-duesseldorf.de/~wdl/vortrag-nov-01.pdf
Zudem lassen sich alle Sprachen der Welt grob in ca. 20 Sprachfamilien aufteilen. http://de.wikipedia.org/wiki/Sprachfamilien_der_Welt#/media/File:Sprachfamilien_der_Welt_%28non_Altai%29.png Die Sprachverwirrung hat somit ganze Arbeit geleistet und Wissenschaftler begeben sich auf die Suche nach Überresten dieser Protosprache in den heutigen Sprachen.

Denn manche Forscher untersuchen sogar noch gewagtere Thesen als die einer Ursprungssprache. Sie behaupten, dass die heutigen Sprachen immer noch Reste dieser Proto-Welt-Sprache besitzen. Wie haarsträubend diese These auch ist, die Analysen der Forscher sind fast noch bemerkenswerter. So wurde z.B. der Ursprung des lateinischen Worts aqua, welches wiederum vom Proto-Indo-Europäischen ‚AQ’WA—’Wasser‘ abstammt, untersucht. Eine Auflistung ergibt, dass es auch in afrikanischen und asiatischen Sprachen ähnliche Ausdrücke gibt, die Ähnlichkeiten aufweisen.

Proto-Indo-Europäisch: akwa

Lateinisch: aqua
Italienisch: acqua
Spanisch: aqua
Portugisiesch: agua

Proto-Afrikanisch-Asiatisch: q(w) – „Wasser“

!Kung (Volk aus der Kahlahariwüste zwischen Angola und Namibia): kau „zu regnen“ und k“a „trinken“;
Fur (Volk in der Dafurregion des Westsudans): koi „Regen’“
Nyimang (Volk im Zentralsudan): kwe „Wasser“

Proto-Uralisch: yoka „Fluss“

Japanisch: aka „seichtes Gewässer“;
Ainu (Ureinwohner der Insel Hokkaido in Japan) : wakka „Wasser“, ku „trinken“

Proto-Kaukasisch : ‚oqwa- „Regen“

Sinutibetisches Sprachen: Ku „Flüssigkeit“, „Verschütten“,
Newari (Volksgruppe in Nepal): khwo „Fluss“;

Papua : okho „Wasser, Fluss‘;

Proto-Australisch: gugu „Wasser“;

Kuteani (Indianerstamm in den Grenzen Washingtons, Montanas, Idahos und British Colombias: -qw „in Wasser“,
Snohomish (Indianerstamm aus Washington): qwa „Wasser“;
Caddo (Konföderation von Indianerstämmen von Nord-Texas bis North Dakota): koko „Wasser“;
Zuni (Indianerstamm in New Mexiko): k’a „Wasser“;
Chimarico (Indianerstamm in Kalifornien): aqa ‚water‘;
Kashaya (Indianerstamm an der Westküste Kaliforniens: ‚ahqha „Wasser“;
Quechua (lingua franca des Andenraums): yaku „See“.

Ob nun der Zufall seinen Weg gebahnt hat oder ob dies Überreste der Protosprache sind, deutlich wird, dass Sprachen universell sind und Menschen verbinden. Sprachschulen sind die neuen Türme von Babel und das Lernen einer neuen Sprache ein Nebeneffekt. Denn den Glauben an die Völkerverständigung und eine gute Zukunft für die Menschheit sollten wir uns weder von religiösen Fanatikern, rechten Schlägern und anderen Radikalen zerstören lassen.

Es ist nicht einmal fünfundzwanzig Jahre her, da brannten Flüchtlingsheime in Mölln und Rostock-Lichtenhagen. Vor kurzem brannten Flüchtlingsheime in Vorra, Escheburg und Tröglitz und auch nicht vergessen sind die terroristischen Anschläge der NSU. Damals traf sich die gesellschaftliche Mitte zu Lichterketten, um ein Signal an die Täter zu senden: „Mit uns nicht!“

Auch heute gehen die Menschen gegen diese Gesinnungstäter auf die Straße, denn auch heute ist Fremdenfeindlichkeit noch nicht ausgelöscht. Die Stammtische nähren die blumigen Klischees und düngen die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen und Minderheiten. „Diese Primitiven mit ihren Affenlauten.“ oder „Die sollen erstmal unsere Sprache lernen.“ usw. usw. Diese Art der Kakophonie ist der Boden, auf dem das Unkraut des Hasses seinen Weg in die Gesellschaft findet, denn die erste Sprache sprachen alle Menschen gemeinsam.

Neue Gesichter, neue Gedankenwelten und neue Erlebnisse bereichern Ihren Besuch in der Sprachschule Stark. Denn hinter dem Horizont liegt vielleicht das Traumland, das darauf wartet in Ihrem nächsten Urlaub von Ihnen entdeckt zu werden und ein Zwischenstopp in unserer Sprachschule erleichtert Ihnen den Weg dorthin.

Denn dem Egoism kann nur der Pluralismus entgegengesetzt werden, das ist die Denkungsart: sich nicht als die ganze Welt in seinem Selbst befassend, sondern als einen bloßen Weltbürger zu betrachten und zu verhalten.“ – Immanuel Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, erstes Buch, § 2, BA 9

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